Liberale Ordnung, Nationalstaat und Nationalismus – Nachüberlegungen zur Tragödie Jugoslawiens

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Erscheinungsjahr: 1999
Quellenangaben: Zeitschrift Der Europäer, Jahrgang 4, Heft 2-3, Dezember 1999 / Januar 2000, S. 16-18
ISSN: 1420–8296

Zusammenfassung

Andreas Bracher sieht einen Grund für das Auseinanderbrechen Jugoslawiens in dem heutigen Verständnis von liberaler Demokratie. Diese habe sich 1989, so wurde von westlicher Seite propagiert, als konkurrenzlos durchgesetzt. Sie beinhaltet aber nicht nur Wahlen, Rechtsgrundsätze und die Marktwirtschaft, sondern, oft unausgesprochen, auch den Nationalstaat. Eine weitgehende ethnische Homogenität sei die Voraussetzung für das Funktionieren der liberalen Demokratie. Diese Auffassung war eine Grundlage der Prozesse in Jugoslawien. Es handelt sich hier um eine Wiederholung der Vorgänge in Europa nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, nach der Proklamierung von Wilsons «Selbstbestimmungsrecht der Völker».